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Heisinger Geschichte

Die Bauern - die ersten Bergleute in Heisingen

von Ilse Cram

Die Ruhr

Die Ruhr hatte sich im Laufe der Millionen Jahre ein Bett gegraben und durchfließt aus dem Sauerland kommend, von Osten nach Westen bis hin zum Rhein das Mittelgebirge. Dabei entstanden Flussauen, aber auch enge Täler, die Nebenflüsse suchten sich einen Weg, und so wurde unsere Landschaft hier geprägt.
Nicht immer war der Lauf des Flusses geradlinig, das Gebirge war steinig und hart. Die Ruhr musste um viele Hindernisse herum fließen. Und so entstand die Halbinsel, auf der heute das Dorf Heisingen liegt. Es ist eine sonnige Hochebene, nach Süden hin offen, und steigt in Terrassen an, von 50 bis auf 150 Meter über dem Meeresspiegel.
Ein dichter breiter Waldgürtel trennt den Ort von den nördlich gelegenen Siedlungen und bietet einen gewissen Schutz, ebenso wie es die Ruhr nach Osten, Süden und Westen tut. Der Schutz, den die Ruhr bot, war allerdings auch oft ein Hindernis für die Bewohner dieser Halbinsel.
Die Ruhr führte regelmäßig Hochwasser, im Winter mit Eisgang, zur Schneeschmelze im Frühjahr, aber auch im Sommer bei starken Regengüssen. Es waren beträchtliche Mengen Wasser, die sie zum Rhein beförderte, außerdem war das Gefälle nicht unerheblich. Die Höhendifferenz von fast 10 Meter des heutigen Werdener Wehres macht deutlich, wie reißend der Strom bei hohem Wasserstand sein konnte. Er riss alles mit, auch Teile der fruchtbaren Inseln, die sich durch Ablagerungen gebildet hatten.
Wann war die erste Besiedlung dieses bevorzugten Platzes? Genaue Kenntnis gibt es nicht. Nur bruchstückhaft sind die spärlichen Informationen.

Alte Funde

1953 - beim Bau der Häuser an der Straße Spiekbank in Heisingen - wurden mehrere Objekte gefunden, die im Ruhrlandmuseum aufbewahrt werden.
Man konnte zwei Gefäße, etwa 8 und 11 cm Durchmesser, aus den Scherben zusammensetzen, die als fränkische Keramik in die Zeit zwischen 600 und 700 nach Christus von den Archäologen datiert wurden. Ein Eisenteil, das Stück einer Schwertklinge, wurde als die Spitze eines "Sax", das ist ein kurzes fränkisches Schwert, identifiziert.
Mit größter Wahrscheinlichkeit handelte es sich um Grabbeigaben. Damit erfahren wir, dass bereits vor der ersten Erwähnung Heisingens schon Menschen hier gelebt haben oder zumindest durchgezogen sind.

Missionierung

Schon seit dem Jahr 600 hatten Missionare, von Irland und England kommend - auf dem Weg nach Rom - versucht, das Festland zu missionieren.
Suitbertus, in York in England ausgebildet und 692 dort zum Missionsbischof geweiht, kommt mit 12 angelsächsischen Gefährten als Glaubensboten über den Kanal nach Deutschland und beginnt seine Tätigkeit zwischen Ruhr und Lippe. Als einfallende Sachsen seine Anlagen zerstören, verlegt er seine Tätigkeit auf fränkisches Gebiet und errichtet sein Kloster in Kaiserswerth, von wo aus er auch unsere Gegend missioniert. 713 stirbt er und ist in der Stiftskirche in Kaiserswerth begraben.
Karl der Große - 742 geboren - weist dem etwa gleichaltrigen Priester Liudger - der 744 geboren ist - drei Gaue zu, in denen er missionieren soll und betraut ihn 794 mit dem Aufbau des Bistums Münster.

Urkunden

Wann wird nun Heisingen von der Geschichte zur Kenntnis genommen?
796 schenkt Heinrich von der Ruhr dem Priester Liudger einen Teil seines Besitzes im Heissiwald. Diese Urkunde ist in Laupendahl - bei Kettwig - geschrieben, Werden gab es noch nicht.
Schon vier Jahre später, 800, gibt es die nächste Urkunde, die sich auf die Letztere bezieht. Liudger erbittet benachbartes Land, um sein Anwesen zu vergrößern. Und schließlich wird im Jahr 834 erstmals der Ort Heisingen genannt als Hesingi, im Zusammenhang mit einem Landtausch in Castrop-Rauxel.
Es ist ziemlich sicher, dass mit diesen drei Urkunden immer derselbe Ort gemeint ist, nämlich das spätere Dorf Heisingen. Inzwischen hat Liudger sich 799 am Tiefenbach niedergelassen, wo er ein Kloster gründet. 875 wird die Klosterkirche in Werden geweiht und in der Weiheurkunde wird das Dorf Hesingi an erster Stelle genannt als Filialgemeinde zu Werden, außerdem Hamm, Rottberg, Velbert, Oefte, Walleney und Bredeney. So ist verständlich, warum Heisingen fast 1000 Jahre, die katholische Gemeinde bis 1813, die evangelische bis 1874 kirchlich zu Werden gehörte.

Das Dorf

So viel man weiß, wurden in fränkischer Zeit bei der Anlage eines Dorfes 10 Höfe - mit je etwa 10 Bewohnern - zu einer "Hundertschaft" zusammengefasst. Später entstand daraus das Wort Honschaft. Schon in Rellinghausen, in Burgaltendorf und in Bergerhausen, sowie im Münsterland ist der sächsische Einfluss spürbar, denn dort heißt es "Bauerschaft".
Das Dorf Heisingen bestand aus zwei dieser Honschaften, dem Oberdorf mit 11 Höfen und dem Unterdorf mit 12 Höfen.
Wegen der unsicheren Zeiten hatte es sich als notwendig erwiesen, sich in den Schutz von Klöstern oder Grundherren zu begeben. Diese Abhängigkeit bedeutete für die Bauern, dass sie Abgaben in Form von Feldfrüchten und Dienstleistungen zu erbringen hatten. Sie übereigneten also ihren Hof, behielten aber weiterhin die Nutzung gegen Abgaben. In Heisingen waren die meisten Höfe nach Werden abgabepflichtig. Vier Höfe waren abgabepflichtig an das Stift Essen, darunter die Höfe König und Schleipmann. Davon wird nachher noch die Rede sein.
Außer den Abgaben musste eine Kirchensteuer - ich nenne es so - an die Pforte der Werdener Abtei gezahlt werden. Das wissen wir aus den beiden ältesten Registern im Werdener Pfarrarchiv von 1370 und 1402, in denen alle 23 Heisinger Höfe mit Namen aufgeführt sind, also auch die, die nach Essen gehören.
Die Abtei vergab die Höfe mit strengen Auflagen an die Bauersleute. Der Besitz durfte, ich zitiere: "nicht geteilt, versplittert und veräußert werden" - und musste im gleichen Zustand zurückgegeben werden, wenn der Aufsitzer verstorben war. Die Abtei behielt sich vor, Sohn oder Tochter neu zu behandigen - d.h. zu Händen zu geben. - Jedoch dadurch, dass Mann und Frau am Hof behandigt wurden, war die Nachfolge in der Familie relativ gesichert.
Dies und die Fruchtabgaben und Dienstleistungen wurden seit etwa 1500 in den Behandigungsbüchern der Abtei festgehalten. Diese Bücher werden im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf aufbewahrt. Der Hof gab der Familie den Namen. So hat schon in alter Zeit mancher Mann den Namen der Frau bzw. des Hofes angenommen.
Alle Höfe hatten die Größe einer Hufe, das heißt 30-40 Werdensche Morgen. Mit dieser Einheit konnte man eine Familie ernähren. Von dem Begriff "Hufe" leitet sich das Wort Hof ab.
Das Land lag nicht, wie man erwarten würde, um den Hof herum, sondern jeder hatte von gutem und weniger gutem Land. Rings um das Dorf zog sich das gemeinsame Markenland. Mark heißt "Grenze". Im Norden Heisingens war es der Markenwald, aus dem sich die Bauern das Holz zum Bau ihrer Häuser holten und die Schweine zur Mast trieben. An den anderen Seiten, an den Abhängen der Ruhr und ihren Auen lagen die Weiden, wo das Vieh grasen konnte.
Bis 1802 hat sich am Hofesnamen, der Größe der Höfe und den Besitzverhältnissen überhaupt nichts verändert. Viele dieser Hofesnamen sind noch heute als Familiennamen in Heisingen bekannt.
Die wenigen Höfe oder Kotten, die um 1700 entstanden, lagen an den Abhängen oder am Waldrand. Sie hatten nur einen bis drei Morgen Land und keinen Anteil an der Markengenossenschaft. Ein schönes Beispiel ist der vom Schultenhof 1680 abgetrennte Hagenbuschhof. In den schriftlichen Erinnerungen erzählt Maria König 1929, dass, als der Hagenbuschhof abgebrannt war, die Nachbarn dem Förster zwei Golddukaten auf die Augen legten - ihn also bestochen haben - und dann in den Wald fuhren, um Holz für den Neubau zu holen. Er gehörte ja nicht zur Markengenossenschaft. Dann hätte er ja kein Anrecht auf das Holz gehabt!

Haus Heisingen

Der Hof Coveldt, später Haus Heisingen genannt, war der Sitz der Grundherrschaft in Heisingen und wurde von den Äbten an Dienstherren in ihrer Verwaltung belehnt - praktisch als Bezahlung für ihre Dienste. Dafür mussten sie im Falle eines Krieges einen Krieger stellen. Die Bauern waren davon befreit, weil sie für die Nahrung zu sorgen hatten.
Mit der Grundherrschaft Hof Coveldt war 1384 Heinrich von Lüttelnau belehnt. Ein Rest seines Besitzes in Kettwig ist der Kattenturm.
1423 belehnte die Abtei den Ministerialen Arnold von Walsum, und ab 1464 wurde der Amtmann Roprecht Stael von Holstein mit Hof Koveldt belehnt. Er war schon seit geraumer Zeit in Diensten des Vogtes in Werden. 250 Jahre lang, das waren sieben Generationen, waren die Stael von Holsteins auf dem Hof Kofeld ansässig bis sie im Mannesstamm erloschen. Sie nennen sich Stael von Holstein zu Heisingen. Im Unterschied zu ihren Verwandten Stael von Holstein zu Steinhausen - das ist bei Witten - oder Stael von Holstein zu Hardenstein - an der Ruhr in der Nähe des Muttentales.
Der Letzte: Ferdinand Wilhelm Stael von Holstein zu Heisingen starb 1696 unverheiratet. Seine Schwester Amalia Eleonore und ihr Mann Georg von Hauben, die im Badischen wohnten, wurden die Erben. Im Jahr 1709 kaufte der Werdener Abt Coelestin von Geismar ihnen die Nutzung von Haus Heisingen mit allem Zubehör ab, für 23 000 Reichsthaler. Es gehörten dazu alle Höfe und Kotten, deren Nutzung sie inzwischen erworben hatten.
Die Äbte ließen das Haus Heisingen renovieren und nutzten es bis zur Säkularisation 1802 - also nur knapp 100 Jahre - als Sommerresidenz. Die Landwirtschaft wurde z.T. an die Heisinger Bauern verpachtet, der Rest von einem sog. Halfmann bewirtschaftet.

Die Kohle

Um 1200, oder früher, oder später kann sich die Geschichte von dem kleinen Hütejungen abgespielt haben, dessen Mutterschwein, die Mutte - in einem Tal bei Witten (oder hier in Heisingen - wir können die Geschichte auch nach hier verlegen) ein Loch gebuddelt hatte, und der Hütejunge die Mulde nutzte, um sich in ihr ein wärmendes Feuerchen zu machen. "Das glimmt ja immer noch", wundert er sich am nächsten Morgen und sieht, dass nicht das Holz glimmt, sondern dass die schwarzen Steine glühen. Zuerst sammelt er nur mit dem Vater die Kohlen, wenig später buddelt das ganze Dorf nach diesen geheimnisvollen schwarzen Steinen.
Bereits auf der alten Isenburg bei Hattingen, die 1225 dem Erdboden gleichgemacht wurde, fand man Steinkohlenreste. Auch bei der neuen Isenburg hier an der Heimlichen Liebe - sie wurde 1288 geschleift - konnte man Steinkohlenreste finden. Wurde zu dieser Zeit schon mit Kohlen geheizt? Vermutlich.

Erster Bergbau

Anhand eines Kupferstiches von 1557 aus dem Standardwerk von Agricola "Vom Bergkwerck" kann man sich etwa vorstellen., wie die Heisinger Bauern mit dem Kohleabbau begonnen haben. Diese Mulden nennt man Pingen. Noch heute kann man sie finden.
Von 1317 gibt es eine Notiz in der Gründungsurkunde des Essener Hospitals für durchziehende Bettelmönche, dass an die Errichtung eines "Winkels - eines Eckchens - für Holz und Kohlen" gedacht werden muss. Die Abtei Werden erwähnt in Urkunden von 1374 und 1397 den Kohleabbau in ihrem Reichsgebiet.
Von 1499 gibt es eine Bemerkung in den Akten im Düsseldorfer Staatsarchiv, dass "der Jäger Hermann den Kohlezehnten nach Werden tragen mußte".
Aus der Zeit des Werdener Abtes Johann von Groningen finden wir eine Nachricht, dass die abteiliche Kasse 1520 die ersten nachweisbaren Einnahmen aus dem Steinkohlenbergbau verzeichnete.
Im Stift Essen hatte die Äbtissin die Regalität samt Zehntberechtigung für die Kohlen, während im Gebiet der Stadt Essen der Magistrat die Zehntberechtigung hatte. Das ging sicher nicht ohne Probleme ab.
Im Stift Rellinghausen und in der Herrschaft Byfang/ Überruhr hingegen war der Bergbau vollkommen frei. Jeder Grundeigentümer konnte Steinkohlen gewinnen ohne Konzession und ohne Abgaben.
1542 wurde von Herzog Wilhelm IV. von Kleve eine allgemein gültige Bergordnung eingeführt. Barnscheid hier in Heisingen soll 1566 die erste Zeche im Essener Raum gewesen sein. Interessant ist, dass der Abt darum bittet, keine Auswärtigen an der Zeche zu beteiligen! Demnach können es nur die Heisinger Bauern gewesen sein, die die Zechen betrieben.
1580 beschwerte sich die Essener Äbtissin beim Werdener Abt Heinrich Duden, dass er ...ich zitiere: "dem Johannes Konink zu Hesinge, der in den Oberhof Eickenscheidt huldig und hörig sei, aufgegeben habe, sich in Betreff der Zehnten und der Kohlen auf seinem Grunde mit ihm (also dem Abt) abzufinden; sie behauptete, dass ihr, der Hofesfrau, der Zehnte gebühre und bat darum, in dergleichen Sachen, nichts vorzunehmen noch handeln zu lassen."
Die Nutzung von Kohlenbänken in Hinsbeck - heute Kupferdreh - zu erlauben .. wird Abt Duden 1581 gebeten. Es wird gestattet "gegen Hergabe des "Zehnten".

Bergbau im 18. Jahrhundert

Es stellte sich bald heraus, dass in Heisingen die meisten und ergiebigsten Kohlevorkommen der Abtei Werden lagen. So muss man sich nicht wundern, dass die Dorfbewohner sich mehr und mehr der Kohle zuwandten. Es waren seit Jahrhunderten alle Handwerke und Handel in Heisingen von der Abtei untersagt. Die Einnahmen sollten nämlich nach Werden fließen.
Im Bergbau arbeiteten anfangs nur wenige Bergleute, da es oft nur 2 oder 3-Mannbetriebe waren. Für die unversorgten Bauernsöhne, die nicht das Glück hatten, in einen anderen Hof einzuheiraten war das eine Möglichkeit, sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Für manche Bauern war es vielleicht eine gute und gewinnbringende Winterbeschäftigung. Es haperte zwar noch an befestigten Straßen, aber trotzdem wird man mit Pferd und Wagen die Kohle transportiert haben. Im Bergischen Land brauchte man sie für die Eisenverarbeitung.
Ab 1772, als man die Schleusen gebaut hatte - nur von Spillenburg bis Kettwig waren es schon 6 - wurde die Ruhr gebändigt und schiffbar. Der Abtransport der Kohle mit den flachen Ruhraaken wurde damit einfacher. Man liest von boomartigen Neugründungen von Stollenbetrieben im Bereich der Abtei Werden.
In Heisingen zählt man inzwischen 39 Zechen, in Fischlaken 14, in Bredeney 11, in Hamm und Groß-Umstand auf der anderen Ruhrseite 8 und in Überruhr-Altendorf-Byfang auch 8 Zechen. Insgesamt haben die Äbte für etwa 100 Zechen Erlaubnisscheine, sog. Muthscheine ausgegeben. Nun kamen auch auswärtige Arbeiter nach Heisingen, die als Kostgänger in den Bauernhäusern ihr Unterkommen fanden. Ein großer Teil wohnte in den Räumen der nach kurzem Bestehen wieder eingegangenen Glashütte am Königsiepen.

Jan Döhler, 01.07.2008